Teilzeitbeschäftigung nimmt zu
Zunehmende Globalisierung und Strukturwandel der Wirtschaft: Immer weniger sozialversicherungspflichtigen Vollzeitstellen
Fundierte empirische Befunde zur Verdrängung von sozialversicherungspflichtigen Vollzeitstellen durch Teilzeitbeschäftigung oder geringfügig entlohnte Beschäftigung liegen nicht vor
(14.01.10) - Sozialversicherungspflichtige Vollzeitstellen nehmen im Trend ab, sozialversicherungspflichtige Teilzeitstellen zu. Dies geht aus einer Antwort der Bundesregierung (17/189) auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Die Linke (17/64) hervor. Von Juni 1999 bis Juni 2008 habe die Vollzeitbeschäftigung um 1,36 Millionen oder 5,7 Prozent auf 22,44 Millionen abgenommen, die Teilzeitbeschäftigung um 1,33 Millionen oder 36 Prozent auf 5 Millionen zugenommen, schreiben die Experten des Bundesarbeitsministeriums.
Im letzten Konjunkturaufschwung hätten die sozialversicherungspflichtigen Vollzeitstellen jedoch wieder zugelegt, und zwar von Juni 2005 bis Juni 2008 um 641.000 oder 2,9 Prozent. Die entsprechenden Teilzeitstellen seien in der gleichen Zeit um 638.000 oder 14,6 Prozent gestiegen. Durch die Krise sei dieser Trend jedoch wieder gebrochen worden.
Sie habe nach den Angaben der Regierung wieder zu einem Rückgang der sozialversicherungspflichtigen Vollzeitbeschäftigung geführt, von März 2008 bis März 2009 um 83.000 oder 0,4 Prozent auf 22,22 Millionen. Die Teilzeitstellen hätten im gleichen Zeitraum um 196.000 oder vier Prozent auf 5,1 Millionen zugenommen.
63 Prozent der sozialversicherungspflichtigen Vollzeitjobber seien im März 2009 Männer gewesen, 37 Prozent Frauen, berichtet die Regierung weiter. Bei den Teilzeitstellen seien hingegen 84 Prozent von Frauen ausgeübt worden, 16 Prozent von Männern.
Während sich die Linksfraktion in ihrer Vorbemerkung zu der Kleinen Anfrage besorgt über diese Entwicklung zeigt, weil dadurch die Ungleichheit verschärft und die ohnehin matte Binnennachfrage geschwächt werde, vertritt die Bundesregierung in ihrer Antwort die Auffassung, dass "diese Entwicklung nicht von vornherein als negativ zu bewerten ist". Flexible Beschäftigungsformen seien als Reaktion auf die zunehmende Globalisierung der Wirtschaft, neue Technologien und den Strukturwandel für Arbeitgeber unerlässlich.
Der Staat lege zudem Rahmenbedingungen und Mindeststandards fest. "Außerdem haben die Strukturreformen am Arbeitsmarkt dazu beigetragen, die Beschäftigungsschwelle, also die Rate des Wirtschaftswachstums, ab der Unternehmen wieder zusätzliches Personal einstellen, zu senken", heißt es weiter. "Der Einsatz flexibler Beschäftigungsformen hat also im letzten Abschwung geholfen, Umbruchphasen zu bewältigen und Grundlagen dafür zu legen, dass im Aufschwung der Jahre 2006/2007 wieder verstärkt sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse in Vollzeit entstehen konnten."
Fundierte empirische Befunde zur Verdrängung von sozialversicherungspflichtigen Vollzeitstellen durch Teilzeitbeschäftigung oder geringfügig entlohnte Beschäftigung lägen nicht vor, schreibt die Regierung. Die wachsende Bedeutung der Teilzeitbeschäftigung sei insbesondere auf die steigende Erwerbsbeteiligung von Frauen zurückzuführen und spiegle somit vor allem Veränderungen des Arbeitskräfteangebots wider, im Gegensatz zu Veränderungen der Arbeitsnachfrage auf Unternehmerseite. (Deutsche Bundesregierung: ra)
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