Vergabe von Sportgroßereignissen


Steuerbefreiungen solle es künftig für Sportorganisationen und -verbände bei internationalen Sportgroßveranstaltungen nicht mehr geben, fordern die Grünen
FIFA soll sich endlich offen gegen die Korruption innerhalb der eigenen Organisation stellen

(04.02.15) - Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen fordert Änderungen bei Vergabeentscheidungen von Sportgroßereignissen. In einem dazu vorgelegten Antrag (18/3556) verlangen die Abgeordneten von der Bundesregierung unter anderem, die Sportverbände anzuhalten, die verbindliche Einhaltung menschen- und bürgerrechtlicher und ökologischer Standards bei der Vorbereitung und Durchführung von Sportgroßereignissen verpflichtend zur Voraussetzung von Vergabeentscheidungen zu machen und ihre Umsetzung "sanktionsbewehrt sicherzustellen". Zudem soll sie über die Einhaltung dieser Standards in regelmäßigen Abständen berichten. Dabei seien die relevanten Organisationen einzubeziehen und diese Berichte zu veröffentlichen, schreibt die Fraktion.

Aus Sicht der Grünen steckt der internationale organisierte Sport "in einer Glaubwürdigkeitskrise". Ausrichterstaaten von großen Sportereignissen stünden gemeinsam mit den beteiligten internationalen Sportverbänden wie dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) und dem Weltfußballverband (FIFA) regelmäßig mit negativen Schlagzeilen im Fokus der Öffentlichkeit. Zuletzt durch die Doppelvergabe der Fußballweltmeisterschaften 2018 und 2022 nach Russland und Katar, die "eine Fehlentscheidung war", wie die Abgeordneten urteilen. Schließlich hätten schon die Untersuchungen der FIFA-eigenen Ethikkommission viele Unregelmäßigkeiten aufgezeigt. Die Erklärung des Verbandes, dass korrupte Strukturen nicht ausschlaggebend für die Entscheidung gewesen seien, sei jedoch nicht überzeugend. Stattdessen solle sich die FIFA endlich offen gegen die Korruption innerhalb der eigenen Organisation stellen, fordert die Fraktion.

An Glanz eingebüßt hätten aber auch die Olympischen Spiele, wie die Debatten vor und während der Winterspiele in Sotschi zu der Zerstörung von Natur und Umwelt wie zu den Bürgerrechtsverletzungen gezeigt hätten. Entsprechend sinke die Zahl der Bewerberstädte gerade für die Winterspiele von Ausschreibung zu Ausschreibung, weil in Europa die Bürger der Bewerberstädte mehrfach eine Ausrichtung der Spiele abgelehnt hätten, heißt es in der Vorlage.

Um diesem Vertrauensverlust entgegenzuwirken, erheben die Grünen mehrere Forderungen. So solle die Bundesregierung die Initiative ergreifen, um langfristig in Zusammenarbeit mit Sportorganisationen und Sportverbänden eine internationale Konvention für die Vergabe und Durchführung von Sportgroßveranstaltungen auszuarbeiten und zu vereinbaren. Dabei seien neben Menschen- und Bürgerrechten und der Nachhaltigkeit auch Kriterien wie Transparenz, Korruptionsbekämpfung und Bürgerbeteiligung zu berücksichtigen.

Des Weiteren wird die Regierung aufgefordert, sich für eine Aufnahme ökologischer Standards in die Satzungen internationaler Sportverbände einzusetzen sowie die Sportverbände anzuhalten, sich an der Entwicklung von Formen der Bürgerbeteiligung für internationale Sportgroßveranstaltungen zu beteiligen und gemeinsam mit den Ausrichterstaaten entsprechende Vorhaben durchzuführen.

Auf EU-Ebene solle man sich nach den Vorstellungen der Grünen so abstimmen, dass in allen Bewerberstaaten aus der EU "dieselben Voraussetzungen bei der Besteuerung vorliegen, so dass diese nicht gegeneinander ausgespielt werden können". Steuerbefreiungen solle es künftig für Sportorganisationen und -verbände bei internationalen Sportgroßveranstaltungen nicht mehr geben, fordern die Grünen. (Deutscher Bundestag: ra)


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