Frauenquote reine "Schaufensterpolitik"?


Konträre Expertenmeinungen zur Einführung einer Frauenquote in Wirtschaftsunternehmen
Mehr als zehn Jahren geltende Selbstverpflichtung von Unternehmen habe nichts gebracht


(05.02.13) - Die Expertenansichten zur Einführung einer Frauenquote für Wirtschaftsunternehmen gehen auseinander. Zwar herrscht Einigkeit darüber, dass ein höherer Frauenanteil in Unternehmen wünschenswert ist. Doch die Meinung zu einer gesetzlich verordneten Frauenquote ist geteilt. Das ist zumindest das Ergebnis einer öffentlichen Anhörung von Sachverständigen des Rechtsausschusses. Neun Sachverständige – vier Männer und fünf Frauen – legten ihre Positionen zum Thema dar.

Für eine Frauenquote sprach sich beispielsweise die freiberufliche Wissenschaftlerin und Autorin Gisela Notz aus Berlin aus. Die seit mehr als zehn Jahren geltende Selbstverpflichtung von Unternehmen habe nichts gebracht. Deshalb sei eine mit Sanktionen verbundene Quote unumgänglich. Grund dafür sei die Veränderungsresistenz der Verantwortlichen, sagte Notz.

Die Forderungen von Thomas Sattelberger, Stiftungsvorstand der ZU-Stiftung (Trägerstiftung der Zeppelin Universität (ZU) Friedrichshafen) und ehemaliger Personalvorstand Deutsche Telekom AG, München, gingen über die der Quoteneinführung hinaus. Er sagte, dass es zusätzlich der Verpflichtung bedürfe, generell im gesamten Unternehmen den Frauenanteil zu erhöhen. In Norwegen, führte Sattelberger als Beispiel an, gebe es zwar eine Frauenquote für Führungspositionen. Aber unterhalb der Führungsebenen würden zu wenig Frauen beschäftigt.

Marie-Christine Ostermann vom Verband Die Familienunternehmer – ASU e.V. aus Berlin hingegen argumentierte, dass eine Frauenquote die Einheit von Risiko und Haftung trenne: Der Staat greife über die Personalpolitik ein, ohne Verantwortung für das Unternehmen zu tragen. Deshalb lehne ihr Verband die Quote ab, wünsche sich aber insgesamt mehr Frauen in Unternehmen. Dafür sei eine familienfreundliche Gestaltung der Arbeitswelt wichtig. Die Forderung nach einer Frauenquote sei reine "Schaufensterpolitik".

Auch der Bundesverband der Deutschen Industrie e.V., Berlin, lehne eine Frauenquote ab, erklärte sein Vertreter Heiko Willems. Dennoch befürworte er Frauen in Führungspositionen. Ihr Anteil sei bereits gestiegen und werde weiter steigen. Gründe dafür seien unter anderem der Fachkräftemangel und die demografische Entwicklung in Deutschland, argumentierte Willems. Insbesondere eine alle Branchen betreffende einheitliche Quote lehne der Verband ab. Sie werde den unterschiedlichen Bereichen, beispielsweise in der Industrie, nicht gerecht.

Anlass der Anhörung waren jeweils ein Gesetzentwurf des Bundesrats (17/11270) und der SPD-Fraktion (17/8878) sowie ein gemeinsamer von SPD- und Grünen-Fraktion (17/11139). Die Länderkammer fordert "die Einführung gesetzlicher Mindestquoten für die Besetzung von Aufsichtsräten mit Männern und Frauen". Lange Übergangsfristen und eine zweistufige Einführung von "zunächst 20 Prozent und 40 Prozent in der Endstufe" würden eine breite Akzeptanz auf Seiten der betroffenen Unternehmen ermöglichen.

Ähnliche Forderungen stellt auch die SPD-Fraktion in ihrem Entwurf. Eine stufenweise eingeführte Mindestquote von 40 Prozent für Frauen und Männer in Aufsichtsräten und Vorständen solle ab 2015 gelten. Der gemeinsame Entwurf (17/11139) von Sozialdemokraten und Bündnisgrünen fordert die gesetzliche Frauenquote von 40 Prozent in den Aufsichtsräten DAX-notierter Unternehmen. Um sie zu erreichen, soll eine Übergangsfrist von elf Jahren gewährt werden. (Deutscher Bundestag: ra)


Kostenloser Compliance-Newsletter
Ihr Compliance-Magazin.de-Newsletter hier >>>>>>


Meldungen: Bundestag, Bundesregierung, Bundesrat

  • Lobbygesellschaft für Digitale Transformation

    Die Bundesregierung gestaltet nach eigener Darstellung die digitale Transformation im Sinne der Bürger durch digitalpolitische Initiativen aktiv mit. Dazu würden bestehende Verfahren kontinuierlich modernisiert und implementiert im Hinblick auf aktuelle technische Entwicklungen, heißt es in der Antwort (20/13814) der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage (20/13448) der AfD-Fraktion.

  • AfD fordert Stopp der Wärmewende

    Die AfD-Fraktion will durch einen Stopp der Wärmewende Wohnen wieder bezahlbar machen. In einem Antrag (20/13764) wird insbesondere eine Absenkung der Energiestandards bei Neubauten verlangt.

  • AfD-Fraktion hält EU-Richtlinie für "rechtswidrig"

    Für die AfD-Fraktion greift eine EU-Richtlinie "rechtswidrig in die Grundrechte der Bürger ein". Das schreibt sie in einem Antrag (20/13799), in dem sie darauf abzielt, dass das EU-Parlament und der Rat der EU am 24. April 2024 die Richtlinie über die Abschöpfung und Einziehung von Vermögenswerten beschlossen hätten.

  • Umsetzung der "eIDAS 2.0"-Verordnung

    Um die Umsetzung der "eIDAS 2.0"-Verordnung geht es in einem Antrag der CDU/CSU-Fraktion (20/13735). Wie die Fraktion darin ausführt, wird mit eIDAS 2.0 "eine persönliche europäische digitale Brieftasche, die EUDI-Wallet" geschaffen.

  • Neufassung der Energieauditpflicht

    Der Ausschuss für Klimaschutz und Energie im Rahmen einer Sachverständigen-Anhörung mit dem Gesetzentwurf der Bundesregierung "zur Änderung des Gesetzes über Energiedienstleistungen und andere Effizienzmaßnahmen, zur Änderung des Energieeffizienzgesetzes und zur Änderung des Energieverbrauchskennzeichnungsgesetzes (20/11852) befasst. Im Fokus stand dabei vor allem die Neufassung der Energieauditpflicht.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen