Transparenz auf den Rohstoffmärkten


Geplante Offenlegungspflicht für Rohstoffunternehmen findet fraktionsübergreifend Zustimmung
Offenlegung jedes einzelnen Rohstoffförderprojekts: Ohne diesen Projektbezug wäre die geplante EU-Richtlinie eine "stumpfes Schwert", sagte ein Vertreter der SPD-Fraktion


(21.02.12) - Die Pläne der EU-Kommission für mehr Transparenz auf den Rohstoffmärkten stoßen bei allen Fraktionen und bei der Bundesregierung auf grundsätzliche Zustimmung. "Drei Viertel der ärmsten Menschen leben in rohstoffreichen Ländern", sagte die Parlamentarische Staatssekretärin im Entwicklungsministerium, Gudrun Kopp (FDP), im Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Es sei "hohe Zeit", hier für mehr Transparenz zu sorgen, damit diese Menschen stärker vom Rohstoffvorkommen ihrer Länder profitieren als bisher.

Trotz Einigkeit in der Sache fand ein Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen (17/8354) zu verbindlichen Offenlegungspflichten von Rohstoffunternehmen im Ausschuss keine Mehrheit. Die Fraktion begrüßt darin die Vorschläge der EU-Kommission vom Oktober 2011, nach denen im Rohstoff- und Forstsektor tätige Unternehmen verpflichtet werden sollen, "ihre Zahlungen an Regierungen der Länder, in denen sie Rohstoffe fördern" nach Ländern und Projekten aufgeschlüsselt offenzulegen. Die Vorschläge orientierten sich an Artikel 1504 des US-amerikanischen Dodd-Frank-Acts, gingen jedoch darüber hinaus: So wolle die EU-Kommission neben den Bereichen Gas, Öl und Mineralien auch den Forstsektor einbeziehen und zudem große Unternehmen zur Transparenz verpflichten, die nicht-börsennotiert sind, heißt es im Antrag.

Die Grünen fordern die Bundesregierung darin auf, die Vorschläge der Kommission "aktiv und vollumfänglich zu unterstützen und ihre Umsetzung auf EU-Ebene und auf nationaler Ebene zügig in die Wege zu leiten". Außerdem solle sich die Bundesregierung dafür einsetzen, die in den Kommissions-Vorschlägen enthaltenen Ausnahmeregelungen zu beseitigen. Eine Vertreterin der Fraktion äußerte im Ausschuss die Befürchtung, dass die Bundesregierung mit einer geplanten Anhörung des Bundesverbandes Deutscher Industrie (BDI) zwar die Unternehmen im Beratungsprozess ins Boot hole, nicht aber Nichtregierungsorganisationen: "Wer etwas von den Katzen wissen will, muss auch mit den Mäusen sprechen", sagte die Abgeordnete.

Die SPD-Fraktion, die für den Antrag der Grünen votierte, hob insbesondere die vorgesehene Offenlegung jedes einzelnen Rohstoffförderprojekts hervor: Ohne diesen Projektbezug wäre die geplante EU-Richtlinie eine "stumpfes Schwert", sagte ein Vertreter der Fraktion. Die Linke begrüßte die Pläne der EU-Kommission, enthielt sich aber bei der Abstimmung zum Grünen-Antrag: Man könne von den im Rohstoffsektor tätigen Unternehmen "deutlich mehr Verantwortung verlangen", sagte ihr Vertreter.

Genau in diesem Punkt meldeten die Koalitionsfraktionen Zweifel an: Sowohl Union und FDP-Fraktion begrüßten die Vorschläge aus Brüssel, gaben aber zu bedenken, dass sie noch einige ungeklärte Fragen – etwa die Auswirkungen für Unternehmen – enthielten. Den Antrag der Grünen lehnte Unionsfraktion ab, weil "er zu viel auf die Unternehmen abwälzen" wolle. Die Verantwortung für nachhaltige Entwicklung, etwa für den "Aufbau von Wertschöpfungsketten" und Bildungssystemen liege zuallererst in der Verantwortung der Regierungen der Entwicklungsländer selbst, sagte ein Vertreter der Unionsfraktion. Die FDP-Fraktion nannte die Grünen-Initiative zwar einen in Teilen "guten Antrag", lehnte ihn aber ebenfalls ab. Es müsse darauf geachtet werden, dass Unternehmen "keine überbordende Bürokratie" aufgebürdet würde, sagte ein Vertreter der Fraktion.

Die vom Ausschuss zum Gespräch geladene Entwicklungsexpertin Heidi Feldt betonte, dass der weltweite Rohstoffhandel in vielen Bereichen von einigen wenigen Großkonzernen kontrolliert werde, man in diesem Fall also kaum von bürokratischer Überforderung sprechen könne. Kleine und mittelständische Unternehmen hingegen würden in der Regel von der geplanten Richtlinie nicht betroffen sein - sofern sie nicht marktbeherrschend sind.

Gudrun Kopp wies darauf hin, dass der Beratungsprozess auf EU-Ebene noch bis ins Frühjahr andauern werde, konkrete Ausführungsbestimmungen der EU-Kommissionspläne fehlen würden und diese auch in anderen EU-Mitgliedsstaaten nicht unumstritten seien. Die Anhörung des BDI durch die Bundesregierung nannte Kopp "sehr einleuchtend", weil die Unternehmen der Adressat des Brüsseler Vorhabens seien. Das bedeute wiederum nicht, dass Nichtregierungsorganisationen der Entwicklungszusammenarbeit vom weiteren Beratungsprozess auf EU-Ebene ausgeschlossen seien, betonte Kopp. (Deutscher Bundestag: ra)


Kostenloser Compliance-Newsletter
Ihr Compliance-Magazin.de-Newsletter hier >>>>>>


Meldungen: Bundestag, Bundesregierung, Bundesrat

  • Lobbygesellschaft für Digitale Transformation

    Die Bundesregierung gestaltet nach eigener Darstellung die digitale Transformation im Sinne der Bürger durch digitalpolitische Initiativen aktiv mit. Dazu würden bestehende Verfahren kontinuierlich modernisiert und implementiert im Hinblick auf aktuelle technische Entwicklungen, heißt es in der Antwort (20/13814) der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage (20/13448) der AfD-Fraktion.

  • AfD fordert Stopp der Wärmewende

    Die AfD-Fraktion will durch einen Stopp der Wärmewende Wohnen wieder bezahlbar machen. In einem Antrag (20/13764) wird insbesondere eine Absenkung der Energiestandards bei Neubauten verlangt.

  • AfD-Fraktion hält EU-Richtlinie für "rechtswidrig"

    Für die AfD-Fraktion greift eine EU-Richtlinie "rechtswidrig in die Grundrechte der Bürger ein". Das schreibt sie in einem Antrag (20/13799), in dem sie darauf abzielt, dass das EU-Parlament und der Rat der EU am 24. April 2024 die Richtlinie über die Abschöpfung und Einziehung von Vermögenswerten beschlossen hätten.

  • Umsetzung der "eIDAS 2.0"-Verordnung

    Um die Umsetzung der "eIDAS 2.0"-Verordnung geht es in einem Antrag der CDU/CSU-Fraktion (20/13735). Wie die Fraktion darin ausführt, wird mit eIDAS 2.0 "eine persönliche europäische digitale Brieftasche, die EUDI-Wallet" geschaffen.

  • Neufassung der Energieauditpflicht

    Der Ausschuss für Klimaschutz und Energie im Rahmen einer Sachverständigen-Anhörung mit dem Gesetzentwurf der Bundesregierung "zur Änderung des Gesetzes über Energiedienstleistungen und andere Effizienzmaßnahmen, zur Änderung des Energieeffizienzgesetzes und zur Änderung des Energieverbrauchskennzeichnungsgesetzes (20/11852) befasst. Im Fokus stand dabei vor allem die Neufassung der Energieauditpflicht.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen