Senkung des Antibiotikaeinsatzes


Ausschuss sieht sorglosen Antibiotikaeinsatz in der Tierhaltung als problematisch an
Entstehenden Resistenzen bei Krankheitserregern würden zu einer Hypothek auf die Zukunft


(27.01.12) - Handlungsbedarf zur Reduzierung des Einsatzes von Antibiotika in der Tierhaltung sehen alle Fraktionen im Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Einzig in der Frage der Umsetzung gehen die Ansichten auseinander. So lehnten die Koalitionsfraktionen CDU/CSU und FDP einen Antrag (17/8157) der Sozialdemokraten zur Senkung des Antibiotikaeinsatzes und zur Entwicklung einer Reduktionsstrategie gegen die Stimmen der Oppositionsfraktionen SPD, Die Linke und Bündnis 90/Die Grünen in der Sitzung des Agrarausschusses ab.

In der Begründung ihres Antrags monierten die Sozialdemokraten, dass der übermäßige Einsatz von Antibiotika immer wieder diskutiert werde, aber bisher keine wirksamen Gegenmaßnahmen getroffen wurden. Verantwortlich sei unter anderem der sorglose Umgang mit diesen Mitteln in der Tierhaltung. Die dadurch entstehenden Resistenzen bei Krankheitserregern würden zu einer Hypothek auf die Zukunft. Die SPD sah einen Anknüpfungspunkt im "Überwachungssystem". Es dürfe nicht mehr die Verantwortung bei den Ländern abgeladen werden. "Die Länder sagen dann zum Bund, gib uns mehr Möglichkeiten", hieß es aus der Fraktion. Diese Diskussion sollte mit dem Antrag vorangebracht werden.

Ein Vertreter der Bundesregierung stellte fest, dass Hinweise aus Studien zur nicht sachgerechten Anwendung von Antibiotika in der Tierhaltung politischen Handlungsbedarf begründen. Es wurde vorgeschlagen, dass die Möglichkeiten der zuständigen Behörden verbessert werden könnten, indem im Rahmen eines Monitorings die Anwender besser erkannt werden können und Tierärzte Informationen über den Einsatz von Medikamenten an die Behörden übermitteln sollen. Darüber hinaus könnte ein Wirkstoffwechsel nach erfolglosen Behandlungen nur noch erlaubt werden, wenn ein Antibiogramm - eine Antibiotika-Resistenzbestimmung - erstellt wurde. Weiter hieß es, dass der Zeitraum ausgeweitet werden könnte, in dem vor der Schlachtung kein Antibiotikum an Geflügel mehr verabreicht werden darf.

Die Grünen unterstützten den Antrag der SPD, forderten aber, Antibiogramme zwingend vorzuschreiben. Ebenfalls sprach sich die Fraktion für den Ausbau der entsprechenden Datenerfassung aus. "Diese muss risikoorientiert sein und nicht nachsorgend." Die Grünen stellten auch die Praxis der Haltung von Tieren infrage, "die kranke Tiere produziere". Insofern könnte der Einsatz von Antibiotika nur wirkungsvoll reduziert werden, wenn die Besatzdichten verringert und Mastdauer erhöht würden.

Auch die Linksfraktion hielt eine "ernsthafte" Debatte über die Haltungsbedingungen für erforderlich. Besonders der Verlust der Sachkunde in den Betrieben sei besorgniserregend, "denn statt ausgebildeter Tierwirte wird immer mehr ungelerntes Personal beschäftigt". Außerdem schlug die Fraktion vor, dass Antibiotikawirkstoffe, die in der Humanmedizin angewendet werden, generell nicht in der Tiermedizin benutzt werden dürfen.

Die Liberalen teilten die Ansicht, dass Antibiotika nur zur Heilung von Krankheiten eingesetzt werden darf. "Wir sind uns alle einig, dass dies nicht zur Vorbeugung geschehen darf", hieß es aus der FDP. Abhilfe könnten Verbesserungen im Bestandsmanagement schaffen und die bessere Betreuung durch Tierärzte. Doch sah die Fraktion die Länder stärker in der Pflicht: "Dort gibt es Defizite in der Vollzugskontrolle." Dem Ruf nach mehr Regeln wurde eine Absage erteilt, weil das bestehende gesetzliche Instrumentarium nach Ansicht der FDP genügend Möglichkeiten biete.

Die CDU/CSU sprach sich ebenfalls für eine Förderung der Ausbildung im Bereich der Tierhaltung aus. Die Fraktion mahnte jedoch zur Sachlichkeit, denn es sei auch natürlich, dass Bakterien in der Umwelt vorkommen. Mit Blick in Richtung Grünenfraktion wurde dem Vorwurf entgegnet, dass die "Massentierhaltung auf Antibiotikabasis" erfolge. Im Sinne der Tiere, die krank seien, müssten diese aber behandelt werden. "Das geht ohne Antibiotika nicht." (Deutscher Bundestag: ra)


Kostenloser Compliance-Newsletter
Ihr Compliance-Magazin.de-Newsletter hier >>>>>>


Meldungen: Bundestag, Bundesregierung, Bundesrat

  • Lobbygesellschaft für Digitale Transformation

    Die Bundesregierung gestaltet nach eigener Darstellung die digitale Transformation im Sinne der Bürger durch digitalpolitische Initiativen aktiv mit. Dazu würden bestehende Verfahren kontinuierlich modernisiert und implementiert im Hinblick auf aktuelle technische Entwicklungen, heißt es in der Antwort (20/13814) der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage (20/13448) der AfD-Fraktion.

  • AfD fordert Stopp der Wärmewende

    Die AfD-Fraktion will durch einen Stopp der Wärmewende Wohnen wieder bezahlbar machen. In einem Antrag (20/13764) wird insbesondere eine Absenkung der Energiestandards bei Neubauten verlangt.

  • AfD-Fraktion hält EU-Richtlinie für "rechtswidrig"

    Für die AfD-Fraktion greift eine EU-Richtlinie "rechtswidrig in die Grundrechte der Bürger ein". Das schreibt sie in einem Antrag (20/13799), in dem sie darauf abzielt, dass das EU-Parlament und der Rat der EU am 24. April 2024 die Richtlinie über die Abschöpfung und Einziehung von Vermögenswerten beschlossen hätten.

  • Umsetzung der "eIDAS 2.0"-Verordnung

    Um die Umsetzung der "eIDAS 2.0"-Verordnung geht es in einem Antrag der CDU/CSU-Fraktion (20/13735). Wie die Fraktion darin ausführt, wird mit eIDAS 2.0 "eine persönliche europäische digitale Brieftasche, die EUDI-Wallet" geschaffen.

  • Neufassung der Energieauditpflicht

    Der Ausschuss für Klimaschutz und Energie im Rahmen einer Sachverständigen-Anhörung mit dem Gesetzentwurf der Bundesregierung "zur Änderung des Gesetzes über Energiedienstleistungen und andere Effizienzmaßnahmen, zur Änderung des Energieeffizienzgesetzes und zur Änderung des Energieverbrauchskennzeichnungsgesetzes (20/11852) befasst. Im Fokus stand dabei vor allem die Neufassung der Energieauditpflicht.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen