Sie sind hier: Home » Recht » EU & Europa » Europäische Kommission

EU entwickelt eine Strategie für die Baubranche


Bauwirtschaft: Niedrigenergiegebäude sollen zu neuem Wachstum verhelfen
Den Baufirmen sollen genormte Codes of Practice zur Verfügung gestellt werden, damit sie leichter in anderen Mitgliedstaaten tätig werden können


(08.08.12) - Die Niedrigenergiegebäude mit ihrem großen CO2- und Energieeinsparpotenzial haben sich trotz ihrer wirtschaftlichen und ökologischen Vorteile auf dem Markt noch nicht durchgesetzt. Da im Baugewerbe mehr als 10 Prozent aller Arbeitnehmer in der EU tätig sind, hat die Europäische Kommission heute eine Strategie für die Bauwirtschaft vorgeschlagen, um aus ihr einen Motor für die Schaffung von Arbeitsplätzen und für ein nachhaltiges Wachstum der Gesamtwirtschaft zu machen.

Diese Strategie umfasst in erster Linie die Schaffung günstiger Investitionsbedingungen, insbesondere bei der Gebäuderenovierung und -instandhaltung. Dazu sollen beispielsweise verstärkt die Kredite von rund 120 Mrd. EUR in Anspruch genommen werden, die die Europäische Investitionsbank im Rahmen des Pakts für Wachstum und Beschäftigung vom Juni 2012 bereitgestellt hat. Zweitens soll die Innovation gefördert und das Qualifikationsniveau der Arbeitskräfte durch mehr Mobilität verbessert werden. Drittens soll die Ressourceneffizienz dadurch gesteigert werden, dass mehr für die gegenseitige Anerkennung der Systeme für nachhaltiges Bauen in der EU getan wird. Viertens sollen den Baufirmen genormte Planungsleitlinien (Codes of Practice) zur Verfügung gestellt werden, damit sie leichter in anderen Mitgliedstaaten tätig werden können. Und schließlich wird die weltweite Wettbewerbsposition der europäischen Bauwirtschaft gefestigt, was einem hohen Leistungsniveau und nachhaltigen Normen in Drittländern zugutekommt.

Der für Industrie und Unternehmertum zuständige Vizepräsident der Europäischen Kommission Antonio Tajani erklärte: "In Zeiten einer schweren wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Krise sind Niedrigenergiegebäude eine sichere und tragfähige Investitionsmöglichkeit für die Gesellschaft und für Privatinvestoren. Die Bauwirtschaft sollte dies als Chance dafür begreifen, innovativ zu werden und talentierten Nachwuchs für sich zu gewinnen. Neue Technologien bergen ein enormes Potenzial, und zwar nicht nur für Neubauten, sondern auch für Millionen von Altbauten, die durch die Renovierung nach den Zielen der Strategie "Europa 2020" hochgradig energieeffizient werden sollen. Wenn wir diese Chance nützen, kann die Bauwirtschaft zu einem Motor für nachhaltiges Wachstum werden."

Warum braucht die EU eine Strategie für die Bauwirtschaft?
Die Wirtschafts- und Finanzkrise hat zwischen Januar 2008 und April 2012 in der gesamten EU zu einem Einbruch der Hoch- und Tiefbauaufträge um 17 Prozent geführt. Das Platzen der Immobilienblase hat die Branche darüber hinaus stark getroffen und Arbeitsplätze gekostet.

Auch die schrumpfenden Kreditmärkte und die Häufung von Zahlungsverzug haben die Liquidität der Bauunternehmen zusätzlich in Mitleidenschaft gezogen. Die Branche sucht ständig qualifizierte Arbeitskräfte.

Die Einführung der Niedrigstenergiegebäude, die in der Neufassung der Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden angekündigt ist, wird die Baubranche vor eine große Herausforderung stellen. Die angestrebte Verbesserung der Energieeffizienz und Einbindung erneuerbarer Energiequellen macht nur langsam Fortschritte, vor allem bei der Altbaurenovierung.

Die Lage auf den internationalen Märkten ist für die EU-Wirtschaft kritisch. Schwierigkeiten bereiten vor allem die Wettbewerbsbedingungen in anderen Ländern, wie laxere Sozial- und Umweltauflagen. Mitbewerber außerhalb der EU, z. B. in China, erhalten Staatsbeihilfen, was die Chancen der EU-Firmen auf Zugang zu diesen Märkten verringert.

Weitere Schritte
Gemeinsam mit den Mitgliedstaaten und den Branchenvertretern wird ein hochrangiges Forum eingerichtet, das die Durchführung der Strategie beaufsichtigen und Empfehlungen über etwaige Neuausrichtungen oder neue Initiativen aussprechen soll. Gleichzeitig werden Fachgremien und andere Gruppen unterschiedliche Ansätze für die Durchführung spezieller Initiativen erörtern, die Auswirkungen auf die speziellen Initiativen bewerten, die durch Maßnahmen auf nationaler und sektorieller Ebene zu erwarten sind, und Möglichkeiten für Synergien aufzeigen.

Hintergrund
Das Baugewerbe ist von besonderer Bedeutung für die Wirtschaft in Europa, weil es nahezu 10 Prozent des BIP erwirtschaftet und 20 Mio. Menschen – vor allem in Kleinst- und Kleinunternehmen – Arbeit gibt. Die Wettbewerbsfähigkeit der Baubranche kann die gesamtwirtschaftliche Entwicklung deutlich beeinflussen. Die Energiebilanz von Gebäuden und die Ressourceneffizienz bei Herstellung, Transport und Verwendung der Produkte für den Hoch- und Tiefbau sind ein wichtiger Faktor für die Lebensqualität der Menschen in Europa. Aus diesen Gründen spielt die Wettbewerbsfähigkeit der Bauunternehmen nicht nur eine wichtige Rolle für Wachstum und Beschäftigung im Allgemeinen, sondern sie gewährleistet auch die Nachhaltigkeit dieses Wirtschaftszweiges. (Europäische Kommission: ra)


Kostenloser Compliance-Newsletter
Ihr Compliance-Magazin.de-Newsletter hier >>>>>>


Meldungen: Europäische Kommission

  • Rahmen für grüne NGEU-Anleihen

    Mehr als drei Jahre nach der ersten Transaktion mit unseren grünen Anleihen im Rahmen von NextGenerationEU (NGEU) hat die EU grüne NGEU-Anleihen im Wert von insgesamt mehr als 65 Mrd. EUR ausgegeben und ist damit auf dem besten Weg, zum weltweit größten Emittenten grüner Anleihen zu werden.

  • Maßnahmen des CPC-Netzes gegen Apple

    Im Anschluss an eine koordinierte Untersuchung auf europäischer Ebene haben das Netz für die Zusammenarbeit im Verbraucherschutz (CPC-Netz) und die Europäische Kommission Apple über mehrere potenziell verbotene Geoblocking-Praktiken unterrichtet, die das CPC-Netz bei bestimmten Apple Media Services festgestellt hat, nämlich den Mediendiensten App Store, Apple Arcade, Music, iTunes Store, Books und Podcasts.

  • Verwaltungskosten für Unternehmen senken

    Die Europäische Kommission hat vorgeschlagen, ein einheitliches digitales Meldeportal für Unternehmen einzurichten, die Dienstleistungen erbringen und Arbeitnehmer vorübergehend in einen anderen Mitgliedstaat entsenden, das als "entsandte Arbeitnehmer" bezeichnet wird.

  • Diskriminierende steuerliche Behandlung

    Die Europäische Kommission hat entschieden, Deutschland vor dem Gerichtshof der Europäischen Union zu verklagen, weil das Land es versäumt hat, eine Einschränkung des freien Kapitalverkehrs (Artikel 63 AEUV und Artikel 40 des EWR-Abkommens) zu beseitigen, die durch die diskriminierende steuerliche Behandlung von reinvestierten Veräußerungsgewinnen aus dem Verkauf von in Deutschland gelegenen Immobilien bedingt war.

  • Wettbewerbswidrige Verhaltensweisen von Facebook

    Die Europäische Kommission hat eine Geldbuße in Höhe von 797,72 Mio. EUR gegen Meta verhängt, weil das Unternehmen gegen die EU-Kartellvorschriften verstößt, indem es seinen Online-Kleinanzeigendienst Facebook Marketplace mit seinem persönlichen sozialen Netzwerk Facebook verknüpft und anderen Anbietern von Online-Kleinanzeigendiensten unfaire Handelsbedingungen auferlegt hat.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen