Vertrauen und Sicherheit im Internet


Studie offenbart Dilemma zwischen Sicherheitsbedürfnis und Freiheitswunsch der Internet-Nutzer
Matthias Kammer: "Wer sich im Internet nicht auskennt, fordert Schutz, doch wer sich sicher fühlt, wünscht Freiheit"

(14.03.12) - Rund 27 Millionen Menschen in Deutschland leben komplett oder nahezu komplett ohne Internet. Damit sind hierzulande fast doppelt so viele Personen offline wie bislang angenommen. Das ist das zentrale Ergebnis der vorgestellten "Divsi Milieu-Studie zu Vertrauen und Sicherheit im Internet". Im Auftrag des Deutschen Instituts für Vertrauen und Sicherheit im Internet (Divsi) hat das Sinus-Institut insgesamt 2.047 Menschen bevölkerungsrepräsentativ in einer computergestützten Face-to-Face-Umfrage zu deren Einstellungen in Bezug auf Vertrauen und Sicherheit im Internet sowie zu deren individuellem Internet-Nutzungsverhalten befragt. Divsi-Direktor Matthias Kammer: "Die Studie beschreibt den Zustand unserer Internet-Gesellschaft präziser, als dies jemals zuvor geschehen ist."

Die bundesweite Untersuchung zeigt, dass fast 40 Prozent der Menschen in Deutschland Digital Outsiders sind. Dies sind nicht allein Menschen ohne technischen Zugang zum Internet. Vielmehr gehören dazu auch jene, die zwar theoretisch über einen Internet-Anschluss verfügen könnten, im Umgang mit dem Internet jedoch stark verunsichert sind und dieses daher so gut wie bzw. überhaupt nicht nutzen. Rund 41 Prozent (28 Millionen Menschen) bezeichnet die Studie hingegen als Digital Natives. Diese sind mit dem Internet groß geworden und haben es voll in ihr Leben integriert. Als dritte Gruppe wurden schließlich Digital Immigrants identifiziert (20 Prozent bzw. rund 14 Millionen Menschen).

Lesen Sie zum Thema "IT-Security" auch: IT SecCity.de (www.itseccity.de)

Sie begrüßen einerseits den kommunikationstechnischen Fortschritt und nutzen das Internet gezielt für ihre Zwecke. Andererseits nehmen sie auch die negativen Folgen des Digitalisierungsprozesses wahr, sind im Internet eher misstrauisch, skeptisch und defensiv unterwegs. Sie beobachten den Trend zunehmender Offenlegung der Privatsphäre in sozialen Netzwerken mit Sorge.

Digitale Gesellschaft doppelt gespalten
Die Divsi Milieu-Studie identifiziert zudem zwei signifikante Gräben, die unsere digitale Gesellschaft spalten. Bislang wurde in den Diskussionen davon ausgegangen, dass diese allein durch den Graben zwischen "Onlinern" und "Offlinern" gespalten sei. Eine auf technisch online oder offline beschränkte Unterscheidung spiegelt die Realität jedoch nicht richtig wider. Viel entscheidender ist, wie die Menschen das Internet tatsächlich nutzen.

Der erste Graben trennt die Digital Outsiders auf der einen von den Digital Immigrants und den Digital Natives auf der anderen Seite. Die Digital Outsiders sind entweder offline oder stark verunsichert im Umgang mit dem Internet. Das Internet stellt für sie eine digitale Barriere vor einer Welt dar, von der sie sich ausgeschlossen fühlen und zu der sie keinen Zugang finden.

Der zweite Graben verläuft zwischen den Digital Natives auf der einen Seite und den Digital Immigrants und den Digital Outsiders auf der anderen Seite. Die Digital Natives begreifen das Internet als Teil ihres Lebensraums, in dem sie sich frei und ganz selbstverständlich bewegen. Für sie stellt die digitale Welt einen wesentlichen Teil des Lebens dar. Sie stehen ihr sehr positiv gegenüber und können nicht nachempfinden, dass sich die anderen Gruppen im Internet nicht ebenso zuhause fühlen.

Jeder Dritte glaubt an völlige Sicherheit im Internet
Die "Divsi Milieu-Studie zu Vertrauen und Sicherheit im Internet" offenbart noch einen weiteren wichtigen Ergebnis-Komplex mit zwei wesentlichen Aspekten:

Zum einen geht es um unterschiedliche Verantwortungskonzepte in Bezug auf die Internet-Nutzung. Fast drei Viertel der Deutschen (74 Prozent) erwarten, dass Staat und Wirtschaft aktiv für Sicherheit im Internet sorgen. 26 Prozent (mehrheitlich Digital Natives) lehnen dagegen jegliche Einmischung ab. Sie sehen die Verantwortung beim Nutzer und sind überzeugt, alles selbst im Griff zu haben.

Zum anderen gibt es in der Bevölkerung unterschiedliche Überzeugungen bei der Frage, wie sicher das Internet überhaupt sein kann. Etwa ein Drittel aller Internet-Nutzer glaubt, dass es im Netz völlige Sicherheit geben kann. Rund die Hälfte der User ist hingegen überzeugt, dass dies nicht möglich ist. Alle übrigen Befragten konnten zu der Frage keine klare Position beziehen.

Studie offenbart politisches Dilemma
Die Studien-Ergebnisse machen eines deutlich: Zur Steigerung von Vertrauen und Sicherheit im Internet steht die deutsche Politik vor dem Dilemma, diametrale Sicherheitsbedürfnisse befriedigen zu müssen. Matthias Kammer sagte: "Die Divsi-Milieu-Studie verdeutlicht erstmals das Spannungsfeld zwischen den verschiedenen Gruppen. Wer sich im Internet nicht auskennt, fordert Schutz, doch wer sich sicher fühlt, wünscht Freiheit. Die große gesellschaftspolitische Herausforderung liegt also darin, diese unterschiedlichen Welten zu versöhnen." (Divsi: ra)

Divsi: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Kostenloser Compliance-Newsletter
Ihr Compliance-Magazin.de-Newsletter hier >>>>>>


Meldungen: Studien

  • Detaillierte Einblicke in die Gehaltsstrukturen

    APSCo (Association of Professional Staffing Companies) Deutschland veröffentlicht den ersten umfassenden Gehaltscheck für die Staffing-Branche und schafft damit eine wichtige Grundlage für mehr Gehaltstransparenz. Die Ergebnisse unterstützen Staffing-Unternehmen in ihrer Vorbereitung auf die bevorstehenden Anforderungen der EU-Richtlinie zur Gehaltstransparenz, die ab 2026 verpflichtend wird.

  • Gute Bedingungen für GenAI-Anwendungen

    Ein Großteil der weltweiten KI-Investitionen fließt in den Finanzsektor. 2023 wurden in der Branche 87 Milliarden US-Dollar in KI investiert - deutlich mehr als im Gesundheitswesen (76 Milliarden) oder in der Telekommunikations- und Medienbranche (75 Milliarden).

  • 9 Prozent der Unternehmen nutzen generative KI

    Die deutsche Wirtschaft nimmt bei Künstlicher Intelligenz Fahrt auf. Erstmals beschäftigt sich mehr als die Hälfte (57 Prozent) der Unternehmen mit KI. Jedes fünfte Unternehmen (20 Prozent) nutzt bereits KI. Vor einem Jahr waren es erst 15 Prozent, 2022 nur 9 Prozent. Mehr als jedes Dritte (37 Prozent) plant oder diskutiert derzeit den KI-Einsatz, nach 28 Prozent 2023 und 25 Prozent 2022.

  • Studie zu Lieferkettengesetzen

    Für neun von zehn Unternehmen in Deutschland ist Personalmangel die größte Hürde bei der Umsetzung des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes (LkSG). Das zeigt eine neue Studie der EQS Group in Zusammenarbeit mit der Hochschule für angewandte Wissenschaften Ansbach. Während Unternehmen in ihrem eigenen Geschäftsbereich nur ein geringes Risiko für LkSG-Verstöße sehen, schätzen sie dieses bei ihren mittelbaren Lieferanten deutlich höher ein.

  • Unternehmen evaluieren Krisenmanagementpläne

    Das Business Continuity Institute (BCI) hat seinen aktuellen Crisis Management Report 2024 veröffentlicht. Untersucht wurde der globalen Status des Krisenmanagements im vergangenen Jahr. Der von F24 gesponserte Report stützt sich auf Umfragen und strukturierte Interviews mit leitenden Resilienz-Experten und ermöglicht dadurch detaillierte Einblicke in den aktuellen Stand des Krisenmanagements.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen