Anstieg der Arbeitsintensität


Neue Umfrage zu Arbeitsbedingungen: Arbeitskräfte sehen Verschlechterung, Zufriedenheit variiert
Die Arbeitsbedingungen in der EU zu schützen und zu fördern, heißt, sich um unser Humankapital zu kümmern

(16.05.14) - Obwohl etwas mehr als die Hälfte der europäischen Arbeitskräfte die Arbeitsbedingungen in ihrem Land für gut hält (53 Prozent), ist die Mehrheit (57 Prozent) der Ansicht, ihre Arbeitsbedingungen hätten sich in den letzten fünf Jahren verschlechtert – dies ergab die heute veröffentliche Eurobarometerumfrage, in der ermittelt werden sollte, welche Folgen die Krise für die Qualität der Arbeit hat. Zwar waren die meisten Arbeitskräfte mit ihren eigenen Arbeitsbedingungen zufrieden (77 Prozent im EU-Durchschnitt), doch variiert der Prozentsatz je nach Mitgliedstaat stark – in Dänemark sind es 94 Prozent, in Griechenland 38 Prozent. Im Allgemeinen sich äußerten die meisten Arbeitskräfte zufrieden in punkto Arbeitszeit (80 Prozent) und Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz (85 Prozent).

Die Eurobarometerergebnisse werden auf der Konferenz zu Arbeitsbedingungen (am 28. April in Brüssel) in die Diskussionen darüber einfließen, welche Aussichten EU-Maßnahmen im Bereich Arbeitsbedingungen derzeit oder künftig haben. Auf dieser Konferenz wird sich auch die Gelegenheit bieten zu erörtern, wie ein konsistenter und zukunftsorientierter Ansatz für Arbeitsbedingungen in der EU weiterentwickelt werden kann, damit ein hoher Grad an Qualität, Sicherheit und Gleichberechtigung am Arbeitsplatz gewährleistet wird.

"Die Arbeitsbedingungen in der EU zu schützen und zu fördern, heißt, sich um unser Humankapital zu kümmern. Wir können auf beachtliche Rechtsvorschriften und Strategien zurückblicken, die gute Arbeitsbedingungen sicherstellen, mit welchen die europäischen Arbeitskräfte durchaus zufrieden sind. Allerdings besteht die Sorge – und ein reales Risiko – dass die Wirtschaftskrise negative Folgen für die Arbeitsbedingungen haben wird. Gemeinsam mit den Mitgliedstaaten und den Arbeitgeber- und Arbeitnehmerorganisationen müssen wir weiter daran arbeiten, die Arbeitsbedingungen zu halten und zu verbessern", so László Andor, EU‑Kommissar für Beschäftigung, Soziales und Integration.

Die Eurobarometerumfrage wurde in 28 Mitgliedstaaten durchgeführt und ergab Folgendes:

>> Mehr als 80 Prozent der Befragten in Dänemark, Luxemburg, Finnland und den Niederlanden halten die Arbeitsbedingungen in ihrem Land für gut. Auf die jeweilige Situation der einzelnen Arbeitskräfte bezogen erzielt Dänemark ebenfalls den höchsten Wert – 94 Prozent der Arbeitskräfte sind dort mit ihren eigenen Arbeitsbedingungen zufrieden. Österreich und Belgien belegen Rang 2 (9 von 10 Arbeitskräften sind zufrieden), gefolgt von Finnland (89 Prozent), dem Vereinigten Königreich und Estland (jeweils 88 Prozent).

>> Auf der anderen Seite der Skala erreicht Griechenland den niedrigsten Zufriedenheitswert auf Landesebene (16 Prozent) und ist auch das einzige Land, in dem weniger als die Hälfte der befragten Beschäftigten zufrieden mit den derzeitigen Bedingungen ist (38 Prozent).

>> Wenn auch weniger ausgeprägt, ist der Grad an Zufriedenheit auch in den folgenden Ländern niedrig: Kroatien (18 Prozent), Spanien (20 Prozent), Italien (25 Prozent), Bulgarien (31 Prozent), Slowenien, Portugal und Rumänien (jeweils 32 Prozent), Slowakei (36 Prozent) und Polen (38 Prozent).

Diese unterschiedlichen Werte bei der Zufriedenheit lassen sich durch eine Vielzahl an Faktoren erklären – den sozialen und wirtschaftlichen Kontext vor dem Hintergrund der Krise, aber auch eher strukturelle Merkmale bei sozialem Dialog, Sozialpolitik und Arbeitsrecht, die je nach den nationalen Gegebenheiten in den EU-Mitgliedstaaten stärker oder schwächer ausfallen können.

Weitere wichtige Erkenntnisse aus der Umfrage legen nahe, dass es Spielraum für Verbesserungen gibt, vor allem in folgenden Bereichen:

>> Diverse Feststellungen scheinen einen Anstieg der Arbeitsintensität zu bestätigen. Stress kristallisiert sich deutlich als das größte am Arbeitsplatz wahrgenommene Risiko heraus (53 Prozent der befragten Beschäftigten). Darüber hinaus ist Unzufriedenheit wegen des Arbeitspensums, des Arbeitstempos und langer Arbeitstage (über 13 Stunden) weiter verbreitet als andere Probleme wie wenig Interesse an den Aufgaben oder unzureichende Ruhezeiten in der Woche oder im Jahr.

>> Zur Arbeitsorganisation erklären 40 Prozent der Befragten, dass ihnen hinsichtlich der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben keine flexiblen Arbeitsregelungen angeboten werden.

>> Zu Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz gab weniger als jede dritte Arbeitskraft an, dass es an ihrer Arbeitsstätte Maßnahmen zum Schutz vor neuen Risiken (z. B. durch Nanotechnologien oder Biotechnologie) oder für ältere und chronisch kranke Arbeitskräfte gebe. Zusammen mit Stress galten unergonomische Arbeitsplätze als eines der größten Risiken am Arbeitsplatz – 28 Prozent der Befragten gaben sich wiederholende Bewegungen und ermüdende oder schmerzhafte Haltungen als ein bedeutendes Gesundheits- und Sicherheitsrisiko an ihrem Arbeitsplatz an, und 24 Prozent müssten täglich etwas heben, tragen oder anderweitig bewegen.

Hintergrund
Die Umfrage wurde vom 3. bis 5. April 2014 in den 28 Mitgliedstaaten durchgeführt. 26.571 Personen aus unterschiedlichen sozialen und demografischen Gruppen wurden telefonisch (Festnetz oder Handy) in ihrer Muttersprache befragt.

Der Begriff "Arbeitsbedingungen" umfasste dabei Arbeitszeit, Arbeitsorganisation, Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz, Arbeitnehmervertretung und Verhältnis zum Arbeitgeber.

In der Strategie Europa 2020 werden ehrgeizige Ziele für mehr Beschäftigung und weniger Armut gesetzt. Das Europäische Semester, das Beschäftigungspaket und das Sozialinvestitionspaket tragen allesamt dazu bei, die Herausforderungen, die sich in den Bereichen Beschäftigung und Soziales herauskristallisieren, systematisch und aus paneuropäischer Sicht anzugehen.

Die EU stützt sich auf eine umfassende Palette an Strategien und Rechtsvorschriften, die bessere Arbeitsbedingungen in der EU fördern sollen, darunter Mindeststandards für Arbeitsrecht und Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz. Im vergangenen Jahr schlug die Europäische Kommission ferner Qualitätsrahmen für Umstrukturierungen (IP/13/1246) und Praktika (IP/13/1200) vor. Letzterer wurde im März 2014 vom Ministerrat angenommen (IP/14/236).

Am 7. April 2014 startete die Europäische Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz (EU OSHA) die Kampagne "Gesunde Arbeitsplätze – den Stress managen", mit der das Bewusstsein für die psychologischen, physischen und sozialen Risiken von Stress bei der Arbeit geschärft werden soll.
(Europäische Kommission: ra)


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