Deckelung für Parteispenden


Transparency Deutschland fordert Verbesserungen bei Parteienfinanzierung vor der Bundestagswahl
Auch Europarat kritisiert intransparente Parteienfinanzierung




Die Antikorruptionsorganisation Transparency Deutschland fordert angesichts der bevorstehenden Bundestagswahl Verbesserungen bei den Regeln für die Parteienfinanzierung. Die Spendeneinnahmen der Parteien steigen in Wahljahren stark an. Doch noch zu oft fließen Parteispenden an den gesetzlichen Offenlegungspflichten vorbei und Lücken werden ausgenutzt. Transparency fordert niedrigere Veröffentlichungsschwellen und eine Deckelung für Parteispenden, schärfere Regeln für Sponsoring und eine zeitnahe Veröffentlichung der Rechenschaftsberichte.

Hartmut Bäumer, Vorsitzender von Transparency Deutschland, sagte: "Niemand versteht, warum Spenden erst ab 10.000 Euro in den Rechenschaftsberichten der Parteien auftauchen – und dass, sofern sie unter 50.000 Euro bleiben, erst eineinhalb Jahre später. In einem Wahljahr müssen insbesondere die Daten zur Wahlkampffinanzierung zeitnah veröffentlicht werden. Es gibt zudem zu viele Möglichkeiten, die Veröffentlichungspflichten durch Stückelung der Beträge zu umgehen – das haben sicher auch einige ehemalige Großspender erkannt."

Der Rückwärtstrend bei Spenden über 50.000 scheint sich fortzusetzen. Bislang größter Profiteur von finanziellen Zuwendungen in diesem Jahr (Stand: 27.12.2020) ist die CDU mit neun Spenden über 50.000 Euro, die sich zu einer Gesamthöhe von fast 876.000 Euro summieren. Darüber hinaus hat außer der FDP und der AfD (jeweils eine) bislang keine der im Bundestag vertretenen Parteien im Jahr 2020 eine Großspende erhalten.

Konsequenzen aus Parteispendenskandalen ziehen
In diesem Jahr hat vor allem der Parteispendenskandal bei der AfD für Schlagzeilen gesorgt. Insgesamt muss die Partei bislang fast 1 Mio. Euro Strafe wegen illegaler oder nicht offen gelegter Parteispenden zahlen.

Transparency Deutschland fordert die Absenkung der Veröffentlichungsschwelle für Parteispenden auf 2.000 Euro und eine Deckelung der Zuwendungen an Parteien auf 50.000 Euro pro Spender oder Sponsor, Jahr und Partei. Es muss der Eindruck vermieden werden, dass der Einfluss auf politische Entscheidungen mit der Höhe der Spenden zunimmt und Chancengleichheit für finanzschwächere Gruppen gelten.

Darüber hinaus müssen Spenden und Sponsoring gleichermaßen transparent gemacht werden. Sponsoring durch kommunale und staatliche Unternehmen sollte generell untersagt werden. Auch die Annahme von Direktspenden durch parteigebundene Mandatsträger und Kandidierende sollte verboten werden. Laut den bestehenden Regeln, bleibt es den Mandatsträgern überlassen, ob sie Spenden an ihre Partei weiterleiten oder nicht.

Die mangelnde Transparenz bei der Parteienfinanzierung in Deutschland wird auch seit über zehn Jahren von der Staatengruppe des Europarats gegen Korruption (GRECO) kritisiert: Diese hatte bereits im Dezember 2009 zehn Empfehlungen für die Parteienfinanzierung an Deutschland ausgesprochen. In einem 2019 veröffentlichten Bericht stellte die GRECO fest, dass lediglich drei der zehn Empfehlungen umgesetzt wurden und die Regelung der Parteienfinanzierung in Deutschland hinter den europäischen Normen zurückbleibt. Nicht umgesetzt bleiben beispielsweise die Empfehlungen, Rechenschaftsberichte zu Wahlkämpfen zu veröffentlichen, die Unabhängigkeit der externen Prüfung der Rechenschaftsberichte zu stärken und den Bundestagspräsidenten zur Überwachung der Parteienfinanzierung mit mehr Ressourcen auszustatten.

"Angesichts des bevorstehenden Superwahljahres muss die Politik endlich handeln: Dass Deutschland bei der Transparenz der Parteienfinanzierung seit Jahren nichts tut und im europäischen Vergleich abfällt, ist peinlich. Wir brauchen dringend eine Parteienfinanzierungskommission und fordern den Bundespräsidenten auf, eine solche Kommission zu berufen. Dies täte nicht nur dem internationalen Ansehen Deutschlands gut, sondern stärkt die Integrität unseres politischen Systems", so Bäumer. (Transparency: ra)

eingetragen: 12.01.21
Newsletterlauf: 11.02.21

Transparency International: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Kostenloser Compliance-Newsletter
Ihr Compliance-Magazin.de-Newsletter hier >>>>>>


Meldungen: Markt / Unternehmen

  • Regeln zum "exekutiven Fußabdruck" einhalten

    Das neue Medizinforschungsgesetz (MFG) wurde laut Angaben von Transparency möglicherweise zugunsten der Pharmaindustrie angepasst - und zwar entsprechend der Forderung des amerikanischen Pharmakonzerns Eli Lilly. Transparency verweist auf Recherchen eines Teams von Investigate Europe, Süddeutscher Zeitung, NDR und WDR und interne Dokumente aus dem Bundesgesundheitsministerium, die diesen ungeheuerlichen Verdacht nahelegen sollen.

  • Elektronische Rechnungen

    Esker, Anbieterin von KI-gesteuerten Prozessautomatisierungslösungen für die Bereiche Finanzen, Einkauf und Kundenservice, gab bekannt, dass das Unternehmen offiziell von der französischen Generaldirektion für öffentliche Finanzen (Direction Générale des Finances Publiques, DGFiP) als Partner-Digitalisierungsplattform (Plateforme de Dématérialisation Partenaire, PDP) für elektronische Rechnungen registriert wurde.

  • ESG mit Esker

    Nachhaltigkeit steht in der Politik weiter weit oben auf der Prioritätenliste. Die Europäische Union verabschiedete Ende 2022 neue Gesetze zur nichtfinanziellen Berichterstattung, die die bestehenden Regelungen für Konzerne Non-Financial Reporting Directive (NFRD) auf weitere Unternehmen und mit neuen Rahmenbedingungen erweitern.

  • Diversity, Equity, Inclusion, Belonging - DEIB

    Ingram Micro hat ihren Environmental, Social and Governance (ESG)-Report für das Kalenderjahr 2023 veröffentlicht, der Einblicke in wichtige ESG-Themen wie die Verringerung der Kohlenstoffemissionen, die Gesundheit und Sicherheit der Arbeitnehmer sowie Vielfalt, Gerechtigkeit, Integration und Zugehörigkeit (Diversity, Equity, Inclusion, Belonging - DEIB) und Unternehmensführung bietet.

  • Hashthink Technologies steigt als Gesellschafter

    Das deutsche Legal/RegTech Startup LEX AI GmbH und der Kanadische KI- und Daten- Spezialist Hashthink Technologies Inc. kooperieren bei der Entwicklung und Globalisierung der "LEX AI"-SaaS-Plattform.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen