Unangekündigte Audits als neue Herausforderung


6. "qualityaustria Lebensmittelforum": Unangekündigte Audits stellen Lebensmittelbranche vor neue Herausforderungen
Ein funktionierendes und konsequent gestaltetes Produkt-/Prozess-Zertifizierungssystem gewährleistet, dass Standards und Normen jederzeit eingehalten und damit auch erfolgreich geprüft werden können

(21.11.14) - Am 22. Oktober fand zum sechsten Mal das "qualityaustria Lebensmittelforum" statt. Im Fokus der diesjährigen Veranstaltung im LFI Hotel in Linz standen die Themen Lebensmittelsicherheit, Verpackung sowie Schädlingsbekämpfung und -Prävention, die in Vorträgen von zehn Top-Experten vertiefend behandelt wurden. Das Forum in Kooperation mit Rentokil, Blattaria und Logic4BIZ zog zahlreiche Besucher aus der Lebensmittelbranche an.

Beim 6. qualityaustria Lebensmittelforum kristallisierte sich das Thema "unangekündigte Food-Checks" als neuer Trend heraus, wie DI Alfred Greimel, Prokurist Branchenmanagement Lebensmittel, Land- und Forstwirtschaft, Quality Austria, in seinem Eröffnungsvortrag betonte: "Unangekündigte Audits werden in naher Zukunft auf die Unternehmen der Lebensmittelindustrie zukommen und zur täglich gelebten Realität werden. Aber ein funktionierendes und konsequent gestaltetes Produkt-/Prozess-Zertifizierungssystem gewährleistet, dass Standards und Normen jederzeit eingehalten und damit auch erfolgreich geprüft werden können."

Schwerpunkt Lebensmittelsicherheit
Greimel gab weiters einen Überblick über den derzeitigen Stand bei ausgestellten Zertifikaten, wobei sowohl bei der ISO 22000 als auch der International Food Standard (IFS)-Zertifizierung steigende Nachfrage und stetiges Wachstum zu verzeichnen sind. Er führte aus, dass beim IFS Produkt-/Prozessaudit sämtliche Prozesse für die Herstellung eines Produktes zu auditieren sind, wobei eine einzige schwerwiegende gravierende Abweichung beim Produktaudit bereits den Verlust des Zertifikats bedeuten kann. Abschließend stellt Greimel noch den IFS Broker vor, ein Standard, der zur Auditierung von Brokern/Mittelsmännern, Handelsagenturen, Händlern/Kaufmännern und Importeuren verwendet wird und sicherstellen soll, dass sogenannte Broker die Gefahren der gesamten Prozesskette bewerten können.

Über erste Erfahrungen mit unangekündigten Audits aus der Praxis sprach dann der Quality Assurance Supervisor der LWM Austria GmbH, Herbert Taglieber. Das Unternehmen aus Hollabrunn hat ein zertifiziertes Integriertes Managementsystem, das Qualität, Umwelt, Arbeitssicherheit, IFS, Hygienemanagement sowie Anforderungen aus Biolabels umfasst. Im Juni 2014 wurde beim Produzenten von tiefgekühlten Kartoffelspezialitäten ein unangekündigtes Audit durch die IFS Management GmbH durchgeführt. Dabei wurden in einem halben Tag im Zuge eines Rundganges durch Produktion und Lager Stichproben in verschiedenen Bereichen wie HACCP-Konzept, Reinigung, Personalhygiene und Schädlingsbekämpfung gezogen. Auf diesen Erfahrungsbericht folgte der Vortrag von DI Andreas Lidauer, Leiter des Qualitätsmanagements im Zentraleinkauf der Hofer KG. Er stellte den Aufbau der Qualitätssicherung bei Hofer und die Säulen der Qualitätssicherung im Food-Bereich vor und präsentierte auch den Ablauf von Krisenmanagement am Beispiel von Produktrückrufen.

Den Schwerpunkt Lebensmittelsicherheit am Vormittag beschloss Dr. Robert Riedl, Dipl. ECVPH Fachtierarzt für Lebensmittel, der in der Gruppe Lebensmittelsicherheit der MA 59 – Marktamt der Stadt Wien tätig ist, mit seinem Vortrag über die Bedeutung von HACCP für die Sicherheit der erzeugten Produkte aus Sicht des Marktamts. Er führte aus, dass Gute Hygienepraxis (GHP) oft mit Hazard Analysis and Critical Control Points (HACCP) verwechselt werde, dass erstere aber – wenn richtig angewendet – bereits 95 Prozent der Lebensmittelsicherheit garantieren kann.

HACCP funktioniert auch nur im Zusammenwirken mit und auf Basis von Guter Hygienepraxis und ist ein System, welches Gefahren, die für die Lebensmittelsicherheit wesentlich sind, identifiziert, bewertet und beherrscht. Er stellte das Funktionsprinzip von HACCP vor und sprach auch über das Hygienehaus nach Untermann, das auf baulichen/technischen Gegebenheiten als Fundament aufbaut, aus GHP (Guter Hygienepraxis) als wichtigste Voraussetzungen besteht und auf dem HACCP als "Dach" aufsetzt. Seiner Meinung nach ist es wichtig, Lebensmittelsicherheit mehr aus der Vogelperspektive zu betrachten, indem über die Lebensmittelkette hinweg mehr Transparenz geschaffen wird.

Schädlingsvorsorge & -Bekämpfung
Der Nachmittag des qualityaustria Lebensmittelforums widmete sich neben verpackungsbezogenen Themen auch der Vorsorge und Bekämpfung von Schädlingen, die beides wichtige Bestandteile einer guten Lebensmittel-Hygienepraxis darstellen. Josef Walder, Geschäftsführer der Blattaria Betriebshygienegesellschaft mbH, ging in seinem Vortrag auf den Umgang und die Risiken der Schädlingsvorsorge und Auswirkungen der neuen Biozid-Verordnung ein. So werden alle Biozid-Produkte, die in Österreich für die Bereitstellung am Markt zugelassen sind, im nationalen Biozid-Produkteregister veröffentlicht. Im Rahmen der Zulassung eines Biozid-Produktes wird auch bestimmt, ob es ausschließlich durch berufsmäßige Anwender verwendet werden darf, oder ob auch eine Verwendung durch nicht professionelle Anwender, wie zum Beispiel im Haushalt, zulässig ist.

"Neben neuen Zulassungsverfahren müssen Sicherheitsdatenblätter künftig verpflichtend der REACH-Verordnung entsprechen und irreführenden bzw. verharmlosenden Produktangaben und -Werbung wird ebenfalls Einhalt geboten", erklärte Walder. Er stellte auch einfache Beispiele vor, wie der Kunde selbst seine Aufgaben erfüllen und Gefahrenanalyse und -vermeidung betreiben kann: wie bspw. Fugen, die sonst Brutstätten für Schädlinge werden könnten, zu verschließen; Türspalten mit Gummilippen oder Türbürsten gegen Schädlingseindringen zu sichern und Müllplätze regelmäßig zu reinigen.

Nach Walder sprach Gerhard Klosterer, Technischer Leiter bei Rentokil über den neuen Europäischen Standard für professionelle Dienstleister in der Schädlingsbekämpfungsbranche. Ein länderübergreifender Standard sei unabdingbar, weil beispielsweise 40 Prozent der Schädlingsbekämpfung in Spanien von unlizenzierten Firmen durchgeführt wird. Ziele eines solchen Standards sei es aber nicht nur, unprofessionelle Schädlingsbekämpfung einzudämmen und Vergleichbarkeit innerhalb der Branche herzustellen, sondern dass professionelle Schädlingsbekämpfer als "Bewahrer" der öffentlichen Gesundheit und Hygiene einen besseren Stand erlangen.

"Die im Standard beschriebenen Anforderungen sind an alle Dienstleister in dieser Branche adressiert, welche Schädlingsbekämpfungsmittel anwenden, ausbringen und geeignete Methoden zur Vorsorge und Bekämpfung gegen Schädlinge anbieten", so Klosterer. Im Anschluss an die Fachvorträge wurde noch durch eine Keynote von Dr. Roman Szeliga, Geschäftsführer der Kommunikationsagentur "Happy&Ness" unter dem Titel "Sie werden lachen, es ist ernst" Humor im Business verbreitet. (Quality Austria: ra)

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