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Finanzmärkte und Rückfall in die Rezession?


EU-Zwischenprognose: Aufschwung kommt inmitten der Finanzmarktkrise zum Erliegen
Turbulenzen an den Finanzmärkten werden die Realwirtschaft in Mitleidenschaft ziehen


(27.09.11) - Das Wirtschaftswachstum in der EU schwächt sich ab. Nach einem kräftigen Wachstum im ersten Quartal 2011 ließ das BIP-Wachstum im zweiten Quartal nach. In der zweiten Jahreshälfte wird es voraussichtlich gedämpft bleiben und zum Jahresende dann nahezu zum Erliegen kommen. Die in der Frühjahrsprognose vorhergesagte leichte Abschwächung dürfte sich nun verstärken, wird aber keinen erneuten Rückfall in die Rezession bewirken.

Durch das unerwartet kräftige Wachstum im ersten Quartal liegt die Jahreswachstumsprognose für den Euroraum und die EU insgesamt nach wie vor bei 1,6 Prozent bzw. 1,7 Prozent. Für die zweite Jahreshälfte wurden die Wachstumsprognosen allerdings erheblich zurückgeschraubt und gegenüber der Frühjahrsprognose der Kommission sowohl für den Euroraum als auch für die EU um 0,5-Prozentpunkte nach unten korrigiert. Darüber hinaus sind die Aussichten ungewiss und ist die Prognose mit Abwärtsrisiken behaftet.

Dazu EU-Wirtschafts- und -Währungskommissar Olli Rehn: "Die Aussichten für die europäische Wirtschaft haben sich verschlechtert. Die Erholung von Finanzkrisen verläuft oftmals schleppend und holprig. Auch hat die EU-Wirtschaft mit schwierigeren externen Rahmenbedingungen zu kämpfen, während die Inlandsnachfrage nach wie vor gedämpft ist. Die Staatsschuldenkrise hat sich verschlimmert und die Turbulenzen an den Finanzmärkten werden die Realwirtschaft in Mitleidenschaft ziehen.

Um den Erholungsprozess wieder in Gang zu setzen, kommt es wesentlich darauf an, die Finanzstabilität zu erhalten und die öffentlichen Haushalte auf einen Pfad zu führen, dessen dauerhafte Tragfähigkeit außer Frage steht. Dies erfordert die beharrliche Umsetzung der Strategie einer differenzierten, wachstumsfreundlichen Haushaltskonsolidierung und die Umsetzung der Beschlüsse zur Förderung der Finanzstabilität. Zugleich sind zur Schaffung des Wachstumspotenzials von morgen Strukturreformen wichtiger denn je."

Wachstumsprognosen nach unten korrigiert
Die Zwischenprognose enthält aktualisierte Projektionen für BIP-Wachstum und Inflation in den sieben größten EU-Mitgliedstaaten, dem Euroraum und der EU für 2011. Die nächste, noch längerfristigere Prognose für alle EU-Mitgliedstaaten wird im November veröffentlicht. Demnach soll das BIP-Wachstum im Jahresdurchschnitt 2011 gegenüber der Frühjahrsprognose 2011 der Kommission für den Euroraum unverändert bleiben (1,6 Prozent) und für die EU insgesamt leicht darunter liegen (1,7 Prozent), was zum großen Teil dem unerwartet kräftigen Wachstum im ersten Quartal zuzuschreiben ist.

Für die zweite Jahreshälfte wurde das vierteljährliche Wachstumsprofil allerdings deutlich nach unten korrigiert. So liegen die Wachstumsprojektionen für das dritte und vierte Quartal für die EU insgesamt nunmehr bei 0,2 Prozent, während für den Euroraum im dritten und vierten Quartal 0,2 Prozent bzw. 0,1 Prozent erwartet werden. Für beide Gebiete wurden die vierteljährlichen Wachstumsraten um rund 0,25-Prozentpunkte nach unten korrigiert. Die Abwärtskorrekturen betreffen alle überprüften Mitgliedstaaten und lassen auf einen gemeinsamen Faktor und ein hohes Maß an Verflechtung der Volkswirtschaften schließen. Dennoch wird erwartet, dass das Wachstum in den Mitgliedstaaten auch weiterhin unterschiedlich ausfallen wird.

Verschlechterung der Wirtschaftsaussichten in den vergangenen Monaten
Im Sommer gab es erste Anzeichen dafür, dass die weltweite Nachfrage und der Welthandel in größerem Umfang nachgeben als erwartet. Die Erholung in den Vereinigten Staaten schwächte sich ab und die Indikatoren für den Welthandel lassen eine Fortsetzung der Abschwächung bis ins dritte Quartal hinein erwarten. Weltweit wird nunmehr für das Jahr 2011 ein Wachstum von rund 4 Prozent prognostiziert, was gegenüber der Frühjahrsprognose eine Abwärtskorrektur um rund 0,5-Prozentpunkte bedeutet. Die Bedingungen an den Finanzmärkten haben sich durch die Furcht vor einer weiteren Ausbreitung der Staatsschuldenkrise im Euroraum und pessimistische Aussichten für das Wachstum und die Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen in den USA verschlechtert.

Für das zweite Halbjahr 2011 wird für die EU nunmehr ein gedämpftes BIP-Wachstum erwartet, das gegen Jahresende praktisch zum Erliegen kommen soll. Die Nettoexporte, die im zweiten Quartal erneut der Hauptwachstumsmotor waren, werden der Prognose zufolge an Dynamik verlieren. Die Unternehmens- und Verbraucherumfragewerte haben sich seit dem Frühjahr drastisch verschlechtert, was auf eine Abschwächung der Inlandsnachfrage in der zweiten Jahreshälfte und möglicherweise über den Zeithorizont der Zwischenprognose hinaus hindeutet. Die derzeitigen Abschreibungen dürften die Schwäche der Inlandsnachfrage noch verstärken. Die Anspannung an den Finanzmärkten wird das Vertrauen schwächen und die Investitionskosten erhöhen.

Allmählich nachlassende Inflation
Die Inflation in der EU soll sich nun schneller abschwächen als im Frühjahr erwartet. In der ersten Jahreshälfte hatte sie sich vor allem aufgrund steigender Energiepreise beschleunigt. Doch sind die Rohstoffpreise in jüngster Zeit leicht zurückgegangen. Setzt sich das schwächere Wirtschaftswachstum fort, wird die HVPI-Inflation in der EU und im Euroraum voraussichtlich allmählich nachlassen und im Jahresdurchschnitt 2,9 Prozent bzw. 2,5 Prozent erreichen sowie bis Ende 2011 anhaltend über 2 Prozent liegen.

Risikobewertung
Die wirtschaftlichen Aussichten sind nach wie vor äußerst ungewiss. Einige der in der Frühjahrsprognose genannten Abwärtsrisiken sind nun eingetreten. So hat sich insbesondere die Weltwirtschaft abgeschwächt und wurde die Hoffnung, dass sich die Staatsschuldenkrise allmählich auflösen würde, enttäuscht. Die Wachstumsrisiken sind und bleiben eher abwärts gerichtet. Demgegenüber haben die Risiken für die Inflationsaussichten seit dem Frühjahr etwas abgenommen und werden nun als ausgewogen betrachtet. (Europäische Kommission: ra)


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