Sie sind hier: Home » Markt » Hintergrund

Vernetzung des Gesundheitswesens


Änderungen am Finanzierungsgesetz der Krankenkassen: Bundestag will schnelle Einführung der elektronischen Gesundheitskarte durchdrücken
Krankenkassen sollen gezwungen werden, 2011 mindestens zehn Prozent der Krankenversichertenkarten in Form der neuen elektronischen Gesundheitskarte auszugeben


(11.11.10) - Der Gesetzgeber will mit einer Änderung des Finanzierungsgesetzes der gesetzlichen Krankenversicherungen die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte beschleunigen. Demnach sollen alle Kassen verpflichtet werden, 2011 mindestens zehn Prozent der Krankenversichertenkarten in Form der neuen elektronischen Gesundheitskarte mit entsprechend leistungsfähigem Chip auszugeben.

"Dies ist ein folgerichtiger Schritt zur Vernetzung des Gesundheitswesens", kommentiert der Präsident des Hightech-Verbandes Bitkom, Prof. Dr. August-Wilhelm Scheer die Änderung. "Durch die Karte wird die informationelle Selbstbestimmung der Patienten gestärkt, die fehleranfällige Papierwirtschaft wird zurückgefahren, die medizinische Versorgung verbessert", glaubt Scheer.

Nachdem im Sommer die rechtliche Basis für das Online-Update der Versichertenstammdaten gelegt worden ist, sollen nun die neuen Karten auch ausgegeben werden.

Die alte Krankenversichertenkarte müsse ohnehin ausgetauscht werden, denn sie erfülle seit langem nicht mehr die heutigen Datenschutzstandards. "Jedermann kann mit einem handelsüblichen Lesegerät die alte Karte ohne weiteres auslesen und die Daten sogar beliebig manipulieren, weil die Daten unverschlüsselt auf der Karte gespeichert sind", warnt Scheer. "Dies ist nicht mehr zeitgemäß und gehört abgeschafft."

Außerdem seien die Krankenkassen gesetzlich verpflichtet, neue Karten mit Lichtbild an die Versicherten auszugeben. Mit dem Foto des Versicherten solle Kartenbetrug vermieden werden. Bei dieser Gelegenheit könne die elektronische Gesundheitskarte eingeführt werden, ohne unnötige Mehrkosten zu verursachen. Denn die neue Prozessorkarte sei nur ca. 70 Cent teurer als die alte Krankenversichertenkarte.

Weiterer Handlungsbedarf besteht aus Bitkom-Sicht aber gleichwohl. Das deutsche Gesundheitssystem habe in punkto Vernetzung verglichen mit anderen Branchen einen Rückstand von mindestens zehn Jahren. "Heute werden Patientendaten und Arztbriefe im Klartext unverschlüsselt gefaxt. Daten können abgefangen, gelesen, geändert oder gelöscht werden oder sogar an falsche Adressaten gelangen", sagt Scheer.

Niedergelassene Ärzte würden häufig eine "Fernabfrage" medizinischer Daten ihrer Praxissysteme vom heimischen PC aus nutzen - ohne adäquate Sicherheitsvorkehrungen. Zudem würden sich Ärzte vielfach mit einfachen technischen Mitteln vernetzen; professionelle Datensicherheit könne so nicht gewährleistet werden.

Das GKV-Finanzierungsgesetz soll die Finanzierung und Finanzierbarkeit der Gesundheit sicherstellen. Aus Sicht von Bitkom ist es daher konsequent, die kostensparende Vernetzung des Gesundheitswesens nun zu starten. Die Einsparpotentiale durch die Vernetzung beliefen sich auf mehrere Milliarden Euro. (Bitkom: ra)

Bitkom: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Kostenloser Compliance-Newsletter
Ihr Compliance-Magazin.de-Newsletter hier >>>>>>


Meldungen: Markt / Hintergrund

  • Was ist das EU-KI-Gesetz?

    Das EU-KI-Gesetz ist da und es hat Auswirkungen auf die Welt des Datenschutzes, Sicherheit, Risiko und Rechnungsprüfung. Das bedeutet, es beeinflusst die Art und Weise, wie diese Funktionen organisiert sind, wie die Fachleute ihre Arbeit verrichten und was sie in ihrer Position zu tun haben.

  • Politikgetriebener Moralisierung

    Am 1. August 2024 tritt der AI Act der Europäischen Union in Kraft getreten. Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergerst hatte kommentiert: "Ob Deutschland und Europa zu Innovationsstandorten für Künstliche Intelligenz oder zu Nachzüglern werden, hängt entscheidend von der weiteren Ausgestaltung und Umsetzung des AI Acts ab."

  • Entwicklung der HR-Softwareindustrie

    Human Resources gilt heutzutage als Rückgrat eines jeden Unternehmens. Die Verwaltung von Mitarbeiterdaten, die Durchführung von Rekrutierungsprozessen und die Entwicklung von Talenten sind nur einige der vielfältigen Aufgaben, die die Personalabteilung täglich bewältigen.

  • Mittelstand im Regulierungskorsett

    Ziel des Data Acts ist es, einen Wettbewerbsmarkt für Daten zu schaffen und die Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit der EU zu stärken. Durch die Förderung eines fairen, transparenten und wettbewerbsfähigen digitalen Marktes adressiert er die Notwendigkeit einer verstärkten Datenmobilität und -nutzung.

  • Paragrafen 201b Strafgesetzbuch vorgeschlagen

    Das Bundeskabinett hat am 21. August 2024 zu einer bayerischen Initiative zum strafrechtlichen Schutz von Persönlichkeitsrechten vor Deepfakes Stellung genommen. Im Juli dieses Jahres hatte der Bundesrat den bayerischen Gesetzentwurf verabschiedet.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen